Wie kann brüchig gewordener Boden in den Dolomiten gekühlt und damit gesichert werden? Am Samstag, den 9. September fand in Cortina d'Ampezzo an der Bergstation der Sesselbahn Pian Ra Valles Bus Tofana die Präsentation des Projekts „Rescue Permafrost " statt. Ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit Fachleuten für nachhaltiges Design, darunter einem Forschungsteam für Umweltphysik der unibz, entwickelt wurde. Das gemeinsame Ziel: das gefährliche Auftauen des Permafrosts zu verhindern, ein Phänomen, das aufgrund des globalen Klimawandels immer öfter auftritt. Die Freie Universität Bozen hat nun im Rahmen des Forschungsprojekts eine erste dynamische Analyse der Auswirkungen einer technologischen Lösung zur Kühlung der Bodentemperatur durchgeführt.

Der Klimawandel stellt eine erhebliche Bedrohung für viele Gebirgsökosysteme dar. Ein immer akuteres Beispiel ist das Auftauen des Permafrosts, einer gewöhnlich das ganze Jahr über gefrorenen Bodenschicht. Zu den zahlreichen negativen Folgen dieses Phänomens zählen Bodenerosion und Schäden an Infrastrukturen und Gebäuden im Gebirge. Einen wirksamen Beitrag zur Erhaltung der sensiblen Gebirgsökosysteme kann technologische Innovation leisten. Das zeigt sich auch im Projekt "Rescue Permafrost", das kürzlich in der landschaftlich reizvollen Umgebung des Tofane-Parks in den Ampezzaner Dolomiten vorgestellt wurde. Ein ehrgeiziges Projekt, zu dem auch die Freie Universität Bozen mit dem Know-how des Forschungsteams für Technische Umweltphysik der Fakultät für Ingenieurwesen der unibz unter Leitung von Prof. Andrea Gasparella einen wichtigen Beitrag leistet.

Als Testgebiet dient die Bergstation der Sesselbahn Pian Ra Valles - Bus Tofana. Hier sollen Lösungen getestet werden, mit denen das Auftauen des Permafrosts verhindert oder zumindest verlangsamt werden kann. Das wird mit Hilfe eines innovativen Kühlkreislaufs erreicht, mit dem Wärme von kälteren in wärmere Gebiete verschoben werden kann. Mit einer geothermischen Anlage, die in Kombination mit einer von Photovoltaikmodulen gespeisten Wärmepumpe betrieben wird, kann dem Permafrost durch Abkühlung Wärme entzogen und an die Umgebung abgegeben werden. Der gesamte Prozess wird hauptsächlich mit erneuerbaren Energiequellen betrieben, weshalb das Projekt „Rescue Permafrost" nicht nur sehr innovativ, sondern auch ökologisch nachhaltig ist.

Prof. Andrea Gasparella, Dekan der Fakultät für Ingenieurwesen.

Das Forschungsteam um die Professoren Andrea Gasparella und Giovanni Pernigotto hatte die Aufgabe, die Effizienz des Systems und seinen Beitrag zur Erhaltung des Permafrosts und der geologischen Stabilität des Gebiets zu bewerten. Einer ihrer ersten Schritte war eine Simulation, in der die Reaktion des Bodens auf externe klimatische Belastungen untersucht wurde, gefolgt von der Analyse der Auswirkungen der vorgeschlagenen Lösung, also des geothermischen Systems, auf das Temperaturprofil des Bodens. „Mit der Validierung der Ergebnisse und dem Monitoring des Bodenzustands haben wir diese Projektphase abgeschlossen, die darauf abzielte, die langfristige Wirksamkeit der gewählten technologischen Lösung und ihre Energieeffizienz zu gewährleisten“, erklärt Prof. Andrea Gasparalla. „Zu diesem Zweck wurde ein Sensorsystem sowohl im Boden als auch in einigen Sonden der geothermischen Anlage installiert, um die tatsächlichen thermischen Bedingungen in verschiedenen Tiefen zu überwachen und sicherzustellen, dass die Anlage unter optimalen Bedingungen betrieben werden kann.“

Bergstation des Sessellifts Pian Ra Valles - Ra Valles - Bus Tofana.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Projekt eine interessante Lösung für die Erhaltung des Permafrosts im Hochgebirge darstellt", ergänzt Giovanni Pernigotto. Der Einsatz innovativer geothermischer Technologien in Verbindung mit Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen sei eine vielversprechende Lösung, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf den Boden abzuschwächen.

Ing. Mario Vascellari, Präsident der Tofana Srl, koordinierte das Projekt mit einem hochqualifizierten Team, bestehend aus Prof. Andrea Gasparella von der Fakultät für Ingenieurwesen sowie Claudio Valle (Geologia Applicata), Ing. Norbert Klammsteiner (Energytech Srl), Stefano Valle (Geoland Srl), Dr. Martin Atzwanger (Atzwanger AG), Prof. Claudio Zilio  (Universität Padua), Mauro Valt (ARPA Veneto – Arabba), Ing. Roberto Mendicino (EURAC Research), Ing. Piero Paccagnella (Tofana Srl) und Rechtsanwalt Guido Barzazi (Studio Legale Barzazi).

Related Articles

Tecno-prodotti. Creati nuovi sensori triboelettrici nel laboratorio di sensoristica al NOI Techpark

I wearable sono dispositivi ormai imprescindibili nel settore sanitario e sportivo: un mercato in crescita a livello globale che ha bisogno di fonti di energia alternative e sensori affidabili, economici e sostenibili. Il laboratorio Sensing Technologies Lab della Libera Università di Bolzano (unibz) al Parco Tecnologico NOI Techpark ha realizzato un prototipo di dispositivo indossabile autoalimentato che soddisfa tutti questi requisiti. Un progetto nato grazie alla collaborazione con il Center for Sensing Solutions di Eurac Research e l’Advanced Technology Institute dell’Università del Surrey.

Article
Gesunde Böden dank Partizipation der Bevölkerung: unibz koordiniert Citizen-Science-Projekt ECHO

Die Citizen-Science-Initiative „ECHO - Engaging Citizens in soil science: the road to Healthier Soils" zielt darauf ab, das Wissen und das Bewusstsein der EU-Bürger:innen für die Bodengesundheit über deren aktive Einbeziehung in das Projekt zu verbessern. Mit 16 Teilnehmern aus ganz Europa - 10 führenden Universitäten und Forschungszentren, 4 KMU und 2 Stiftungen - wird ECHO 16.500 Standorte in verschiedenen klimatischen und biogeografischen Regionen bewerten, um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen.

Article
Erstversorgung: Drohnen machen den Unterschied

Die Ergebnisse einer Studie von Eurac Research und der Bergrettung Südtirol liegen vor.

Article
Parkinson: significativo passo avanti nella conoscenza dei fattori di rischio

Uno studio determina che il gene RIT2 ha un ruolo protettivo