©

Google Scholar listet ihn europaweit unter die Top 20 Professoren zum Thema Strategie; sein Buch Innovator’s Dilemma, das er gemeinsam mit dem US-Wirtschaftswissenschaftler Clayton Christensen herausgegeben hat, gilt als eines der sechs wichtigsten Managementbücher überhaupt. Die Rede ist von Kurt Matzler, seit 1. Jänner Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der unibz.

Lässt sich über die Fernbedienung auch die persönliche Einstellung für Radiosender und Sitzposition im Auto regulieren?“ Derlei Fragen wirft die Business Innovation Community des Daimler-Konzerns auf, eine Web 2.0-Plattform für neue Geschäftsideen, mit der der Autokonzern schon 2008 an den Start ging. Über diese „Weisheit der Masse“ hat das Unternehmen bereits Antwort auf die eingangs gestellte Frage gefunden, mit der Entwicklung des Comfort Keys. Aber auch die Car-Sharing-Plattform car to go war ein Ergebnis der Business Innovation Community.

Was hat diese Social-Networking-Plattform von Daimler mit der Forschungsarbeit von Kurt Matzler zu tun? Eine ganze Menge. Der Forschungsschwerpunkt des 46-jährigen Strategieprofessors liegt auf dem Thema der digitalen Transformation. „Während wir uns in unserem Alltag ganz selbstverständlich mit sozialen Medien und mobiler Kommunikation umgeben, gilt es für Unternehmen, sich auf strategischer Ebene mit modernen Märkten auseinander zu setzen und selbst eine Transformation hin zu digitalen Geschäfts- modellen zu vollziehen“, umreißt Matzler das Grundkonzept seiner Arbeit. „Die gesamte Sharing Economy stellt Unternehmen mit diesen nachhaltigen Trends vor große Herausforderungen.“ Daimler scheint es mit über 30.000 registrierten Mitarbeitern auf seiner Intranetplattform geschafft zu haben, das Bauchgefühl des Unternehmens nachhaltig zu nutzen. „Vor allem bei traditionell geprägten Großkonzernen stellt sich die Frage, wie sie auf agile und innovative Geschäftsmodelle reagieren.“

Um diese Innovation aus der Mitte eines Unternehmens aufzugreifen, sich also auf die kollektive Intelligenz des Unternehmens einzulassen, müssen laut Kurt Matzler vier Bedingungen gegeben sein: eine kognitive Diversität durch viele unterschiedliche Mitarbeiter, die sich in Perspektiven, Geschlecht, Bildung und ethnischem Hintergrund unterscheiden. Es muss die Unabhängigkeit gewährleistet sein, damit Mitarbeiter ihr Wissen ohne Gruppendruck weitergeben können. Auch muss im Unternehmen ein effizienter Mechanismus gegeben sein, welcher dezentrales Wissen abzugreifen vermag und als vierte Bedingung muss ein Unternehmen imstande sein, dieses Wissen zu aggregieren.

Viele schaffen es nicht, sich auf die digitale Transformation einzustellen, und stehen vor einem Innovator’s Dilemma, jenem Phänomen, das Clayton Christensen und Kurt Matzler im gleichnamigen Standardwerk beschrieben haben, und das der Economist zu den sechs wichtigsten Managementbüchern überhaupt zählt. Das Ausgangswerk zu diesem Thema hat Christensen im Jahr 1997 verfasst, um es später gemeinsam mit Matzler auf den europäischen Kontext umzulegen und weiter zu vertiefen. „Das Dilemma großer, teils marktführender Unternehmen liegt darin, dass sie scheitern, wenn es zu bahnbrechenden Innovationen kommt“, erklärt der Wirtschaftsprofessor. „Diese Konzerne bieten ja zumeist Produkte und Dienstleistungen, welche der Massenmarkt will.“ Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie hauptsächlich bestehende Produkte und Geschäftsmodelle weiterentwickeln und Innovationen in der Nische übersehen. Ein Beispiel dafür ist der Trend der Tablets, den viele PC-Hersteller verschlafen haben und der Apple zu sagenhaften Gewinnen verhalf. Oder die Elektromobilität, auf die etablierte Autohersteller erst aufmerksam wurden, als das Unternehmen Tesla damit groß wurde. Das eklatanteste Beispiel ist die Erfindung der Digitalkamera. Das Unternehmen Kodak erfand bereits 1975 die Digitalkamera, stieg selbst aber nicht wesentlich auf diese Technologie um und wurde später vom Markt weggespült. Viele neue Technologien sind eingangs nur in Nischenmärkten attraktiv. Wenn Unternehmen feststellen, dass sie wichtig werden, ist es vielfach schon zu spät. Ein Innovationsdilemma eben.

Related Articles

Tecno-prodotti. Creati nuovi sensori triboelettrici nel laboratorio di sensoristica al NOI Techpark

I wearable sono dispositivi ormai imprescindibili nel settore sanitario e sportivo: un mercato in crescita a livello globale che ha bisogno di fonti di energia alternative e sensori affidabili, economici e sostenibili. Il laboratorio Sensing Technologies Lab della Libera Università di Bolzano (unibz) al Parco Tecnologico NOI Techpark ha realizzato un prototipo di dispositivo indossabile autoalimentato che soddisfa tutti questi requisiti. Un progetto nato grazie alla collaborazione con il Center for Sensing Solutions di Eurac Research e l’Advanced Technology Institute dell’Università del Surrey.

unibz forscht an technologischen Lösungen zur Erhaltung des Permafrostes in den Dolomiten

Wie kann brüchig gewordener Boden in den Dolomiten gekühlt und damit gesichert werden? Am Samstag, den 9. September fand in Cortina d'Ampezzo an der Bergstation der Sesselbahn Pian Ra Valles Bus Tofana die Präsentation des Projekts „Rescue Permafrost " statt. Ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit Fachleuten für nachhaltiges Design, darunter einem Forschungsteam für Umweltphysik der unibz, entwickelt wurde. Das gemeinsame Ziel: das gefährliche Auftauen des Permafrosts zu verhindern, ein Phänomen, das aufgrund des globalen Klimawandels immer öfter auftritt. Die Freie Universität Bozen hat nun im Rahmen des Forschungsprojekts eine erste dynamische Analyse der Auswirkungen einer technologischen Lösung zur Kühlung der Bodentemperatur durchgeführt.

Article
Gesunde Böden dank Partizipation der Bevölkerung: unibz koordiniert Citizen-Science-Projekt ECHO

Die Citizen-Science-Initiative „ECHO - Engaging Citizens in soil science: the road to Healthier Soils" zielt darauf ab, das Wissen und das Bewusstsein der EU-Bürger:innen für die Bodengesundheit über deren aktive Einbeziehung in das Projekt zu verbessern. Mit 16 Teilnehmern aus ganz Europa - 10 führenden Universitäten und Forschungszentren, 4 KMU und 2 Stiftungen - wird ECHO 16.500 Standorte in verschiedenen klimatischen und biogeografischen Regionen bewerten, um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen.

Article
Erstversorgung: Drohnen machen den Unterschied

Die Ergebnisse einer Studie von Eurac Research und der Bergrettung Südtirol liegen vor.