Zu viel schwarze Galle
2006 stößt Siglinde Clementi, Forscherin am Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte, im Archiv der Churburg auf autobiografische Notizen des Landadeligen Osvaldo Ercole Trapp. Ein seltenes Dokument, das unter anderem Aufschluss über das Körperbild der damaligen Zeit gibt.
Gedärmen von böser Materie und dickflüssigem, phlegmatischem Bodensatz… der Oberbauch durchzogen von Verdickungen, die Leber voller kleiner Tumoren und kalkhaltigen, gelben Rückständen… So beschreibt Osvaldo Ercole Trapp seinen Körper. In seinen Notizen geht der Landadelige (1634–1710) auf viele Themen ein: seine Familie, seinen Gesundheitszustand, seine Entmündigung aufgrund von familiären Problemen. Siglinde Clementi hat aufbauend auf seinen Schriften und zahlreichen andere Quellen (vgl. Seite 35) eine kleine Geschichte des Trentiner-Tiroler Landadels innerhalb der großen Geschichtsschreibung verfasst – Experten sprechen von Mikrohistorie. Besonders kurios sind die fünf nicht gehefteten Doppelblätter, auf denen Osvaldo Ercole Trapp im Zeitraum zwischen 1686 und 1699 detaillierte Notizen zu seinem Körper macht. Er beschreibt ihn von außen – Kopf, Stirn, Augenbrauen – und von innen – Gehirn, Herz, Leber – , und liefert damit ein seltenes Zeugnis für die Körperwahrnehmung der damaligen Zeit. „Über Medi- SCIENCE SCENE zingeschichte ist viel bekannt“, erzählt die Historikerin Clementi, „aber man weiß wenig darüber, wie Menschen in den unterschiedlichen Zeitepochen ihren eigenen Körper wahrgenommen haben, und welchen Einfluss das auf ihre Lebensumstände hatte.“
Osvaldo Ercole Trapp ist kein Mediziner. Umso erstaunlicher sind für die Expertin in Körpergeschichte seine Texte: Der Landadelige ist offenkundig sehr belesen und mit der gängigen Körpertheorie seiner Zeit vertraut. Diese orientiert sich am galenischen Körperbild (*) aus dem antiken Griechenland, erklärt Clementi: „Zentral ist das Konzept des Gleichgewichts zwischen Gegensätzen - ähnlich wie bei der chinesischen Yin-Yang-Philosophie.“ Trapps Notizen führen vor Augen, dass das Körperverständnis der damaligen Zeit weit komplexer war als lange angenommen. Gängige Theorien zum Körper und zur Physiognomie mischten sich mit Astronomie und Religion. „Gott lenkt und Sterne wirken ihren Einfluss aus. Für Osvaldo Ercole Trapp war das nicht widersprüchlich“, so Clementi. Spannend findet die Historikerin vor allem, dass Körper und Geist damals als Einheit gedacht wurden und das, was wir heute Psychosomatik nennen, eine Selbstverständlichkeit war. „Immer wieder führt Ercole Trapp seine Leiden auf ein Ungleichgewicht zurück und erklärt handfeste physische Konsequenzen mit psychischen Traumen aus seiner Kindheit.“ Aus den Selbstzeugnissen geht hervor, dass Trapp unter schwerer Melancholie litt – er habe zu viel schwarze Galle, heißt es immer wieder. Der Landadelige schreibt dies seinen familiären Umständen, aber auch seinem Lebensstil zu. Sich davon zu befreien gelingt ihm aber trotz der klaren Analyse Zeit seines Lebens nicht.
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