Flugrettung: In großen Höhen sollten sich Einsatzkräfte bei der Wiederbelebung häufiger abwechseln
Notfallmediziner von Eurac Research veröffentlichen die Ergebnisse einer Studie im Extremklimasimulator terraXcube.
Bei Rettungseinsätzen im Hochgebirge auf 3.000 Metern verschlechtert sich die Qualität der Herzdruckmassage nach 60 bis 90 Sekunden. Noch mehr trifft das bei Einsätzen auf 5.000 Metern zu. Das zeigt ein Experiment im terraXcube, das Notfallmediziner von Eurac Research mit rund fünfzig Einsatzkräften der Flugrettung in Zusammenarbeit mit der Internationalen Kommission für Alpines Rettungswesen (IKAR) und unterstützt vom Weißen Kreuz durchgeführt haben. Um die derzeit gültigen Rettungsmaßnahmen zu optimieren, wäre es laut den Testergebnissen ratsam, dass sich die Einsatzkräfte bei der Wiederbelebung öfter als im vorgesehenen Zwei-Minuten-Takt abwechseln, beziehungsweise, dass ein automatisches Herzmassagegerät zum Einsatz kommt. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Journal of the American Heart Association veröffentlicht.
Rund 50 Ärzte, Techniker, Piloten und Sanitäter aus der Schweiz, Deutschland, Italien und Österreich nahmen in mehreren Durchgängen an unterschiedlichen Tests auf simulierten 200, 3.000 und 5.000 Metern Meereshöhe teil: Sie führten etwa Herzmassagen an einer Puppe durch, wobei die Position ihrer Hände, die Häufigkeit der Druckbewegungen und deren Tiefe aufgezeichnet wurden. Auf der anderen Seite der Glasscheibe – im sogenannten Kontrollraum – überwachte ein Forscherteam in der Zwischenzeit die Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz der Testpersonen. Die unterschiedlichen Höhenlagen – sie entsprechen der maximalen Einsatzhöhe in den Alpen – erreichten die Testpersonen nicht an Bord eines Hubschraubers, sondern im Extremklimasimulator terraXcube, wo hypoxische Bedingungen – also Sauerstoffmangel – simuliert wurden.
Den verschiedenen Aufgaben stellten sich die Einsatzkräfte, ohne zu wissen, auf welcher Höhe sie sich gerade befanden. Dieser Umstand erlaubte dem Forscherteam, rein physiologische und nicht von Umweltfaktoren beeinflusste Daten zu analysieren.
Keine der Testpersonen stellte bei der Selbsteinschätzung einen Leistungsabfall fest, die Ergebnisse sprechen jedoch eine andere Sprache: „Während die Frequenz und Tiefe der Herzdruckmassage anfangs in der Norm sind, nimmt die Tiefe nach ein bis anderthalb Minuten ab. Auch die Reaktionszeit lässt etwas nach“, erklärt Giacomo Strapazzon, stellvertretender Leiter des Instituts für Alpine Notfallmedizin von Eurac Research, der die Studie zusammen mit Anna Vögele und Michiel van Veelen durchgeführt hat.
Ursache für den Leistungsabfall ist der abnehmende Sauerstoffgehalt in der Luft. So stellte das Forscherteam auf 5.000 Metern eine deutliche Senkung der Sauerstoffsättigung unter 78 Prozent fest, während sie im Normalfall bei 98 Prozent liegt.
„Es wäre ratsam, die geltenden Richtlinien zu optimieren. Derzeit wechseln sich die Einsatzkräfte bei der Herzdruckmassage alle zwei Minuten ab, diese Zeiten sollten gekürzt werden. Außerdem könnte man vorsehen, dass bei Rettungseinsätzen in großen Höhen ein automatisches Herzmassagegerät zur Standardausrüstung gehört“, so Strapazzon.
In diesen Wochen finden im terraXcube ähnliche Tests statt, bei denen auf 4.000 Metern zusätzlicher Sauerstoff eingesetzt wird, um zu verstehen, ob dies bei gewissen Einsätzen der Flugrettung sinnvoll ist. Die Forscherinnen und Forscher planen außerdem eine Feldstudie, um die Auswirkungen von umweltbedingten Stressfaktoren auf die Einsatzkräfte zu untersuchen.
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